Vorweg:

Das Folgende bezieht sich auf professionelles Coaching zur Persönlichkeitsentwicklung und ist meine Sicht der Dinge. Ich sage das dazu, weil gerade so viele Angebote auf dem Markt sind, die sich Coaching nennen, in Wirklichkeit aber bestenfalls Trainings oder Fachberatungen mit generischen Erfolgsschlüsseln sind. Das ist in meinen Augen kein Coaching.

Coaching dient...

Sorry für diese unpopuläre Ansage, aber, dass wir „automatisch“ an unseren Aufgaben, Herausforderungen oder sogar Krisen wachsen, dass wir alle mit dem Alter und der Erfahrung wohlig reifen, ist pauschal gesehen Quatsch. Sicher entwickeln wir uns – nur die Frage ist, wohin 😉. Nicht selten führt diese Entwicklung weg von uns selbst. Erfüllung, Zufriedenheit, Erfolg und Gesundheit.

Zudem können wir uns grundsätzlich vielfältig entwickeln und das in allen unseren "Rollen", als Mensch, Team-Mitglied, als Gründer:in, als Führungskraft, als Partner:in usw.. Es gibt unendlich viele Wege glücklich und erfüllt zu leben, und genauso viele für das Gegenteil. Fakt ist, dass wir darauf Einfluss nehmen können und sollten. Einfach laufen lassen funktioniert nicht.

Für das persönliche Wachstum viel relevanter als einfach „älter“ werden und Herausforderungen zu erleben, ist, dass wir unsere innere Entwicklung bewusst, stimmig und aktiv gestalten. Dafür ist es wichtig, sich (immer wieder) über das eigene Wesen - das Selbst - Bewusstheit zu verschaffen (Self Awareness) und seine Entfaltung gesund zu unterstützen – und uns so selbst zu führen (Self Leadership). Das tun wir durch „innere Arbeit“ – dem grundsätzlichen „WOFÜR“ Coaching hilfreich ist. Coaching ist eine Dienstleistung, die genau darauf zugeschnitten ist, dich bei deiner inneren Arbeit zu unterstützen. Insbesondere bei dem Teil, den du nicht allein leisten kannst (weil er zwingend Resonanz und einen anderen lebendigen Menschen braucht).

Die innere Arbeit ist ein hochaktiver Prozess, wenngleich er nach außen nicht in jeder Phase „produktiv“ aussieht. Das ist sicher auch ein Grund, warum wir die innere Arbeit so vernachlässigen in unserer auf sichtbare Leistung getrimmten Gesellschaft. So lernen wir auch nie, wie innere Arbeit geht. Darum merken wir oft erst spät, dass wir unser Leben nicht (mehr) "führen", uns selbst kaum (noch) kennen - wir fremdbestimmt sind oder in unseren eingefahrenen Mustern feststecken.

Unsere ersten Versuche, da rauszukommen, scheitern oft daran, dass sie die Fremdbestimmung erst recht zementieren. Ein Grund dafür ist unsere Alltagstrance: Unser begrenztes "gewohntes" Sichtfeld auf Wege, Lösungen, Ideen - die Welt des "Das isso!" und "Das macht man so!", In der Alltagstrance neigen wir dazu, unsere bewährten Lösungsansätze zu intensivieren, wenn sie nicht wirken. Wir machen mehr vom Selben, Bewährten, Bekannten. In dieser Trance neigen wir leider noch dazu, bei der Betrachtung unserer "Fehler" aufzuhören und setzen direkt an, diese zu zähmen oder gar zu eliminieren - und orientieren uns dabei gern an Idealen, z.B. für DIE Führungspersönlichkeit. Zugleich sind wir für Vieles blind - für Unangenehmes genauso wie für unsere Stärken und Ressourcen. Es reicht also nicht "irgendwie an sich selbst zu arbeiten".

Wir alle entwickeln uns unser ganzes Leben lang und können immer Einfluss darauf nehmen, dass diese Entwicklung möglichst stimmig, gesund und erfüllend ist. Im Coaching lernen wir diese innere Arbeit - „gut“ zu machen.

...der Selbst(be)achtung und der wesensgerechten Lebensführung.

Doch was macht innere Arbeit "gut"? Kurz: Selbstentwicklung nicht als stumpfes Höher! Weiter! Schneller! zu verstehen – sondern eben als gesunde Selbstführung, die eine achtsame Selbstwahrnehmung voraussetzt. "Gut"wird die Selbstwahrnehmung, wenn sie kein egozentrisches Kreisen um sich selbst ist, und die Selbstführung, wenn wir uns nicht krampfhaft in Richtung Ideale, Erfolg oder Ziele peitschen. Persönlichkeitsentwicklung ist sehr anstrengend und kaum erfüllend, wenn wir "fremdem" Idealen folgen - wir sind schließlich keine programmierbaren Maschinen. Ziele, Werte, Verhaltensweisen, die nicht mit uns resonieren, können nicht vitaler Teil von uns werden, nur ewige Hamsterrad-Aufgaben oder fiese Antreiber. Das ist das Gegenteil von Potenzialentfaltung - und im Grunde selbstverachtend.

Bewusste, vitale Persönlichkeitsentwicklung basiert auf einem möglichst unverstellten Blick auf die persönliche Einzigartigkeit und einem ehrlichen Ja zu ihren flüchtigen und beständigen Teilen sowie ihren Schatten- und Sonnenfacetten. Hier geht es um echte Selbstachtung - um Selbstausdruck und so sein (statt "Sei so!")! Wo jeder einzigartig ist, gibt es keine Ideale - kein besser oder schlechter. Es geht darum, sich selbst – lebens- und wesensfreundlich – wahrzunehmen und mit dem Erkundeten stimmig und verantwortungsvoll wirksam zu werden. Auf diese Weise verbindet sich jeder Mensch „automatisch“ mit Sinn und Passion – wesentlichen Wegweisern für unser persönliches Leben in einer Welt zusammen mit Anderen.

Coaching setzt genau hier an - es unterstützt den unverstellten Blick auf das Eigene und eine stimmige Ausrichtung der persönlichen Entwicklung. Es bietet durch den Blick von außen und die professionell gestaltete Resonanz eine besondere Möglichkeit, durch die Alltagstrance hindurchzusehen und sie zu verändern. Statt mehr vom Selben zu tun (das bisher nicht funktioniert hat), geht es darum, das Passende - das Wesentliche - zu tun. In Alltagstrance verfallen wir immer wieder und das ist auch gut so. Wenn sie stimmig und anregend ist, entlastet sie uns und trägt uns. Nur entwickelt sie sich nicht automatisch wesensgerecht mit uns mit. Deshalb müssen wir immer einmal wieder aus ihr heraustreten und prüfen, ob wir noch stimmig zu unserem Wesen leben. Das zu tun, ist mehr als Self Care. Es ist echte Achtung vor sich selbst und dem Leben. Wer innere Wegweiser ignoriert, auf später vertröstet oder sich Änderung verspricht, aber nicht umsetzt baut kontinuierlich sein SelbstVERTRAUEN ab. Es wieder aufzubauen und zu stärken ist deshalb auch ein Schwerpunkt in vielen Coachings.

Kleiner Exkurs 

Ich verwende lieber die englischen Begriffe – Self Awareness und Self Leadership. Leadership ist, auch im deutschsprachigen Fachkontext, wesentlich visionärer und sinnorientierter konnotiert als der Begriff Führung. Und das eigentlich wunderbare Wort Achtsamkeit wird leider oft mit „Mindfulness“ verbunden – doch ich möchte nicht nur den Mind adressieren (und schon gar nicht ihn noch mehr füllen 😉). Um diese Verbindung zu umgehen, spreche ich von Awareness, dem achtsamen Wahrnehmen und Spüren: Mit allen Sinnen und Kanälen. Das Fühlen spielt dabei eine große Rolle.

...der psychischen Gesundheit und Energie.

Coaching hilft uns also dabei die innere Entwicklung aktiv und bewusst zu gestalten. Deshalb ist es gut, wenn Menschen so früh wie möglich beginnen, die eigene Entwicklung selbst-bewusst zu gestalten (statt nur "Anpassungsprogramme" laufen zu lassen) und Coaching schon nutzen, bevor schwere Probleme auftreten. Auch wenn der Trend sich wandelt, ist es oft noch so, dass es eines gehörigen Anlasses bedarf, um ein Coaching zu nutzen (Burnout, Kündigung, Führungsprobleme etc.) oder, wenn der Druck, sein Leben wesensgerechter zu gestalten, in „späteren“ Lebensphasen „stark genug“ angestiegen ist.

Es geht beim "Ausharren" bis der Leidensdruck "schlimm" genug ist nicht nur um wertvolle Lebenszeit. Es geht auch darum, Belastungen und unstimmige Entwicklungen nicht zu Krankheit werden zu lassen. Es gibt viele körperliche und psychische Störungen, die "alltägliche" Belastungen und einen ungünstigen Umgang mit ihnen als Ursache haben (es braucht nicht immer ein Trauma!). Lebensqualität und die eigene Wirksamkeit stehen auf dem Spiel: Erschöpft und krisengebeutelt, ob vom Beruf oder anderen Lebensbereichen, ist inneres Wachstum genauso schwer möglich wie passioniertes Wirken in wertvollen Missionen, bewusste Lebensgestaltung und erfülltes Leben. Eisernes Durchhalten, körperliches und seelisches Leid zu ignorieren, führen nicht etwas zum geadelten Wachstumsschmerz. Der "Schmerz" bzw. das Leiden sind blinkende Signalleuchten, die zum Handeln auffordern!

Im Coaching stärken wir stets auch das psychisches Wohlbefinden oder bauen es (wieder) auf - spürbar als innere Balance und vitale Energie. So ist die von Coaching begleitete innere Arbeit zwar immer auch Arbeit und durchaus auch anstrengend. Sie setzt aber immer auch neue Energie frei. Innere Konflikte, Unzufriedenheit, Unklarheit und fremdes leben kosten mehr Kraft als wir zunächst denken. Diese Energie fließt meist unbeachtet ab und erschöpft auch jene, die keinen allzu vollen Terminkalender haben.

Zugleich achte ich im Coaching auch auf Zeichen psychischer Erkrankung - und begleite gerne den Weg bis zur Therapie. Sehr oft unterstütze ich auch Menschen nach Therapien. Gelegentlich coache ich auch Menschen während der Psychotherapie als fokussierte zusätzliche Unterstützung zu bestimmten Themenbereichen.

...dem Tanz mit dem Leben

Manchmal geht das Leben eigene Wege... Wer kennt es nicht - das Eigenwillige, das Unkontrollierbare, wenn die Dinge anders laufen als geplant, oder schlichtweg andere Menschen - mit ihrem eigenen Willen und Wesen :-). Eins ist klar: Wir haben unglaubliche Gestaltungkräfte. Und doch haben wir nicht alles in der Hand und sind nicht alleine auf der Welt. Damit umgehen zu lernen, ist eine Lebensaufgabe - die zur persönlichen Reifung gehört. Sie ist vitaler Teil bewusster Persönlichkeitsentwicklung - geschieht also nicht  "einfach so", sondern will gezielt gelernt werden. Das heißt, die Herausforderungen des Lebens machen uns nicht automatisch reifer, sie können auch negative Spuren hinterlassen, sogar die ganze "Persönlichkeit" einfärben: Bitterkeit, Verdruss, Rückzug und Reizbarkeit seien hier als Beispiele genannt. In welche Richtung unsere persönliche Entwicklung geht, hängt deshalb immer auch davon ab, wie wir lernen, dem Leben zu begegnen. Mit der Eigendynamik des Lebens gut und aktiv umzugehen - mit dem Leben zu tanzen - heißt natürlich nicht, überall Chancen bzw. alles positiv sehen zu müssen. Es geht auch um Akzeptanz, Verarbeitung und mutiges - relevantes - Handeln im Einklang mit den Gegebenheiten des Lebens. Das alles sind wesentliche Themen im Coaching - und sozusagen die Tanzschritte.

Darüber hinaus geht es wie beim Tanzen auch um Balance und Rhythmus: Oft blockieren wir unser persönliches Wachstum und unsere Entfaltung, indem wir unsere "Kontrollmöglichkeiten" überstrapazieren oder unterschätzen - das Leben bezwingen wollen oder uns einfach ergeben. Das sind oft erlernte Muster. Sie zu überwinden und durch freie Gestaltungskraft zu ersetzen ist ein wesentlicher Schwerpunkt im Coaching.

...dazu, gut (miteinander) sein zu können

Jeder Mensch schreibt seine eigene Geschichte und wirkt in den Geschichten anderer und der Welt mit. Gutes Coaching trägt auf die hier geschilderte Weise dazu bei, die eigene Geschichte nicht nur rückwirkend zu verstehen, sondern bereits im Prozess des Entstehens. So kann jeder Mensch sein aktives Wirken bewusster wahrnehmen, ausrichten und gestalten. Es ist ein Schlüssel zu bewusster, lebendiger und kreativer Entfaltung von Einzigartigkeit im Miteinander. Gehst Du mit Klarheit und innerer Ruhe an die Tat, in die Beziehung, ins Leben, tust Du Dir selbst UND anderen gut. Zufriedene Menschen erschaffen Frieden.

Deshalb zum krönenden Abschluss: Coaching dient DIR SELBST UND - deinen Beziehungen mit anderen Menschen, mit Familien, Partner:in, Mitarbeitenden. Kund:innen usw. Und in diesem Zusammenspiel dient Coaching auch deiner Mission bzw. deinem Purpose.